Translation and the “Third Reich” II - Historiographic Challenges and Approaches

Ausbildung und Tätigkeit von Russisch-Dolmetschern im Dritten Reich anhand einer Korpusanalyse der russischen Dolmetscher-Bereitschaft.

Wiltsche, Raphaela

Zwischen 1940 und 1944 erschien im Dritten Reich die Dolmetscher-Bereitschaft, ein Periodikum, das von der Reichsfachschaft für das Dolmetscherwesen (RfD) für TranslatorInnen herausgegeben wurde. Die von Dörte Andres und Larisa Schippel zur Verfügung gestellten Kopien der russischen Dolmetscher-Bereitschaft waren für mich der Anstoß, mich im Rahmen meiner Master-Arbeit ebenfalls mit dieser Thematik auseinanderzusetzen. Die Erkenntnisse in der Pionierarbeit von Winter (2012) dienten mir dabei als wichtige Grundlage.

Bei der historisch-kritischen Betrachtung der Beziehungen der beiden Staaten im Zweiten Weltkrieg im ersten Teil der Arbeit stütze ich mich unter anderem auf mehrere Aufsätze in Volkmann (1994). Die Negativdarstellung der „Russen“ und des entsprechenden soziokulturellen Kontexts betrachte ich in meiner Arbeit vor dem Hintergrund des Konzepts des „Eigenen“ und des „Fremden“ nach Busse (1997). 

Da die RfD eng mit dem Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda (RMVP) zusammenarbeitete und diesem ab 1944 vollständig unterstellt war ist es wenig verwunderlich, dass sich in der russischen Dolmetscher-Bereitschaft tatsächlich subtile oder explizite Hinweise auf die feindliche Gesinnung der Nationalsozialisten gegenüber der Zielkultur finden. Diese habe ich in Hinblick auf die im ersten Teil der Arbeit angeführten Aspekte der Propaganda ausgewertet. Bezüglich der Autorenschaft der Texte konnten auf Basis einiger weniger Quellenangaben bzw. anhand des Sprachstils lediglich Vermutungen aufgestellt werden.

Der translationspädagogische Ansatz, der in einigen praktischen Übungen in der Dolmetscher-Bereitschaft angewandt wird, ist stark Zielkultur-orientiert und weist durchaus Ähnlichkeiten mit der Skopos-Theorie nach Reiß/Vermeer (1984) auf. Insofern ist die Dolmetscher-Bereitschaft trotz fragwürdiger Inhalte als methodisch fortschrittlich zu bezeichnen.

Literatur:

RfD:  Dolmetscher-Bereitschaft, Russisch. Jahrgänge. 1940 – 1944.

Busse, Dietrich (1997) Das Eigene und das Fremde. Annotationen zu Funktion und Wirkung einer diskurssemantischen Grundfigur. In: Jung, Matthias, Wengeler, Martin, Böke, Karin (Hg.) Die Sprache des Migrationsdiskurses. Das Reden über „Ausländer“ in Medien, Politik und Alltag. Opladen: Westdeutscher Verlag, 17-35.

 Volkamnn, Erich (1994) Das Russlandbild im Dritten Reich. Köln: Böhlau.

Winter, Miriam (2012) Das Dolmetscherwesen im Dritten Reich. Gleichschaltung und Indoktrinierung. Frankfurt a.M.: Peter Lang.

 

bio sketch: 

Raphaela Wiltsche MA, Freiberufliche Dolmetscherin und Übersetzerin

2011-2013 Studienassistentin bei Larisa Schippel

2006-2014 Studium am Zentrum für Translationswissenschaft der Universität Wien

 

 

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