Larisa Schippel
Übersetzer-Netzwerke – transkulturell:
eine Rekonstruktion und ihre methodischen Tücken
Die Ermittlungen zu den verschiedenen Übersetzungen und deren AutorInnen ein und desselben Werkes in verschiedene Sprachen jenseits der rein bibliographischen Recherche stoßen auf verschiedene forschungspraktische Schwierigkeiten und führen zu einer Frage: Sind die professionellen „NUR“-ÜbersetzerInnen die „unsichtbarsten“ AkteurInnen? Deutlich wird aber auch, dass die Übersetzungsprozesse nicht sternförmig vom Original aus zu den verschiedenen Übersetzungen laufen, sondern eher netzwerkartig einander initiieren, sich gegenseitig anstoßen und vielleicht auch beeinflussen. Das bedeutet, dass eine nationale bzw. bi-linguale übersetzungshistorische Betrachtung ein verengtes Bild liefern kann. Ist sie dennoch zwingende Voraussetzung für eine anzustrebende transkulturelle Kulturgeschichte des Übersetzens? Gleichzeitig ist das translatorische Netzwerk immer nur ein Rekonstrukt der historischen Verhältnisse. Was kann es leisten?
Diesen Fragen gehe ich nach in der Rekonstruktion der Wege, die der Roman Fontamara von Ignazio Silone in die verschiedenen Sprachen fand. Im Vordergrund stehen die Übersetzerinnen und Übersetzer, ihre (möglichen) Motive für diese Übersetzung, die Gründe für Neu- und Wiederübersetzungen, sowie die Profile der ÜbersetzerInnen. Dabei stellt sich die Frage, worin die kulturhistorische Bedeutung derartiger Rekonstruktionen für die Translationswissenschaft und über sie hinaus bestehen kann, welchen Ertrag sie verspricht.